Theater Tiefrot präsentiert:
"Nachtland" 
von Marius von Mayenburg

PREMIERE 30. NOVEMBER  2024
um 20:00 Uhr

Regie und Bühne: Volker Lippmann
Kostüme: Dejan Radulovic
Mit:
Nathalie Dudzik, Esin Eraydin, 
Ursula Wüsthof, Christoph Wehr, Volker Lippmann.


Ein ominöses Bild steht im Zentrum von Marius von Mayenburgs Komödie: Nach dem Tod ihres Vaters finden die Geschwister Nicola und Philipp ein unscheinbares Gemälde auf dem Dachboden, signiert mit “A. Hiller.” Oder könnte es doch “A. Hitler” heißen? Besser wärʼs, denn das würde seinen Wert gehörig steigern. Die Provenienz ist allerdings unbekannt, und nur mit einer solchen kann ein Bild von Adolf Hitler gewinnbringend verkauft werden. Während die jüdische Schwägerin entschieden für die Zerstörung des Bildes plädiert, erforschen Nicola und Philipp fieberhaft die Familiengeschichte. Oder konstruieren sie eine neue?

Mit lockeren bis bitterbösen Pointen geht Marius von Mayenburg den Fragen nach, ob die Trennung von Werk und Künstler uneingeschränkt möglich sein darf und wie weit moralische Prinzipien gelten, wenn finanzieller Profit im Raum steht.

Gefördert von:



                                  
                    "Glücklich ist, wer vergisst"
  Die deutsche Sozialgemeinschaft nach 1945 
                      Eine filmische Performance
                                 
                              von und mit 
                     Geremia Carrara,Film
                   Alessandro Palmitessa, Musik
                    Christoph Wehr; Moderation


                           17. November 2024
                                  um 20 Uhr

Eine Live-Performance, die das soziokulturelle Leben in der Bundesrepublik in den Nachkriegsjahren
(1945 – ca. 1965) beschreibt. 
Diese Epoche bildet eine wesentliche Grundlage unseres heutigen Gesellschaftsbegriffs.


➢ Die “Stunde Null” war durch extrem widersprüchliche soziale und politische Verhältnisse gekennzeichnet, Zerstörung und Wiederaufbau, Faschismus und Demokratie, Gemeinschaft und
Verlust, Schuld und Trotz.

➢ Mit dem Begriff „Wirtschaftswunder“ wurde der gesellschaftlichen Neugestaltung ein positives Etikett gegeben. 
Nach der Fußball WM in der Schweiz (und dem Gewinn des Titels) konnte Deutschland stolz behaupten „Wir sind wieder wer“. 
Stimmte das denn? 
Und von welcher Kontinuität wurde hier
geschwärmt?

➢ Wo waren eigentlich die ganzen Nazis geblieben?

Die Inszenierung zeigt dem Publikum durch Bild und Text sowohl den Kontrast, als auch die Kontinuität zum sozialen Leben im “Dritten Reich”. 

Diese „Volksgemeinschaft“, deren essentieller Ausgrenzungsgedanke zu Verfolgung und Vernichtung führte, sollte und musste überwunden werden.
Eine theatrale Performance, die uns durch die Verknüpfung von [Film-] Bild, Musik und Sprache den Alltag und das Selbstverständnis der Deutschen Familie vor Augen führt. 
Private Filmaufnahmen von Geburtstagen, Weihnachtsfeiern, Ausflügen ins Grüne oder einfachen Momenten des Alltags erzählen  viel über das Selbstbild der deutschen Familie aus der Zeit des Wirtschaftswunders. 
Das Filmmaterial stellt die „Kölner Filmerbe Stiftung zu Verfügung. Diese Art des Films ist mehr als nur ein privater, anonymer Blick auf die Welt. 
Er ist mehr als ein lediglich nostalgischer Blick auf die damalige Zeit und bewirkt mehr als ein belustigtes Lächeln darüber, wie es damals war. 
Mit den Worten des berühmten Philosophen Michel Foucaults kann man sagen, dass in diesen Filmen „die kleinen Staubkörner der Geschichte“ erscheinen.


Diese Veranstaltung basiert auf folgenden Annahmen:

➢ dem Prinzip der öffentlichen Darstellung ist ein sozialer und politischer Ansatz immanent

➢ der irreführende Begriff der Erinnerungskultur kann sich nicht auf die Jahre 1933 – 1945
beschränken

➢ die aktuell politische Entwicklung in Deutschland [und darüber hinaus] zeigt wiederholt die
Empfänglichkeit modern gesellschaftlicher Gefüge für faschistoide Haltungen.


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Das Projekt wird gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und das NRW Kultursekretariat Wuppertal.

Das Projekt wird Unterstützt durch die „Kölner Filmerbe Stiftung“

„Glücklich ist, wer vergisst“ ist:

Christoph Wehr
(*1964) lebt in Köln. Er ist Theatermacher und Leiter des Projektes. Er arbeitet als Sprecher, ...Spieler,...Trainer,....Simulant und Leiter... Christoph Wehr hat mehrere Theaterstücke als Schauspieler oder Regisseur inszeniert. 
http://www.drama-tisch.de

Geremia Carrara:
Geboren in Neapel, erlebt und arbeitet seit einigen Jahren in Köln als Filmwissenschaftler,
Dokumentarist, Videokünstler und als Organisator von kulturellen Veranstaltungen. Seit einigen Jahren
arbeitet er mit sogenannten Familienfilmen, mit denen er mehrere Projekte realisiert hat. 2018 hat er gemeinsam mit "Interkultur Ruhr" das „Archiv für Familien – und Amateurfilm des Ruhrgebiets“ ins Leben gerufen.

Alessandro Palmitessa:
Geboren in Italien, studierte er Jazz und klassisches Saxofon. Palmitessa ist mehrfacher musikalischer
Preisträger und spielt in zahlreichen international besetzten Formationen auf internationalen
Jazzfestivals. Seit 1997 lebt Alessandro Palmitessa in Köln wo er leitet das „Menschensinfonieorchester“. 
http://www.palmitessa.info

 Eintritt frei

Gefördert von:



                                "Maria und Josef "    
                       Ein Märchen für Erwachsene 
                               von Peter Turrini 
                        in einer Neubearbeitung des 
                               Römerpark-Ensemble     

                        
                         Regie:Jürgen Albrecht
                         
                          6. und 8. Dezember  2024
                                um 20:00 Uhr




Heiligabend, ein Kaufhaus nach Ladenschluß. Jetzt beginnt für die Putzfrau Maria die
Schicht; unter´m Deko-Weihnachtsbaum begegnet sie Josef, dem Mann vom Wachdienst.
In solch´ raumzeitlichem Nirgendwo sogar des Neoliberalismus ist freimütig plaudern.
Zunächst aneinander vorbei, erzählen die Beiden aus ihrem Leben und kommen einander
nebenher immer näher.

Die Menschen, denen NS-Zeit und Krieg ihre Jugend nahmen, blieben auch danach eine
seltsam unscharfe Generation. Hier ist das anders.
Die Kleinfamilienmutter mit geheimgehaltener Vorkriegskarriere als Varietétänzerin hat das
Dritte Reich unreflektiert bis in Flucht und Vergewaltigung hinein sowie eine schweigsame
Nachkriegsehe durchlebt; eine Wandlung zur überflüssigen Oma vermeidet sie durch
Alleinfeiern mit Hochprozentigem.

Der bekennende Antifaschist und proletarische Theaterenthusiast hat sich durch
anhaltende Gewalterfahrungen hindurch, die in einem irren Schauspielabenteuer im
Todestrakt gipfeln, in einen mittlerweile übriggebliebenen Kommunismus gerettet und ist in
irgendwie allgemeiner Menschenliebe immerhin heroisch vereinsamt.
Solche Anarchismen sieht man den älteren kleinen Leuten weder an, noch wurden sie
gern gehört. Sie waren zu dreifachem Schweigen verdammt: aus eigener Scham,
politischer Opportunität und gesellschaftlichem Desinteresse. Darüber hinaus mögen
Kinder es nicht, wenn ihre Eltern sich verändern. Schon gar nicht erotisch.

Der Italo-Österreicher Peter Turrini ist vielfacher Literaturpreisträger mit proletarischem
Hintergrund. Sehr empathisch und unsentimental einfach hat er Josef und Maria mit einer
leichthändigen Skizze, virtuos zwischen Tragik und Komik, Stimme verliehen.
Was um so wichtiger ist, als wir die letzte Generation sind, die deren Erlebnisse noch aus
erster Hand gehört haben und weiter erzählen können, um ihre Wiederholung
abzuwenden. Nach uns steht das Alles bestenfalls in den Geschichtsbüchern oder gehört
dem Vergessen.

Der wichtige Text erfuhr eine Neubearbeitung durch das "Römerpark-Ensemble" der
Kölner Schauspielerin Brigitte Oessling mit Thomas Krutmann in der Regie von Jürgen
Albrecht und in Kooperation mit "Raketenklub Schauspielclub".

Spieldauer: 90 Minuten ohne Pause

Foto copyright: Römerpark Ensemble

Theaterstück von Peter Turrini in einer Neubearbeitung des >Römerpark-Ensemble<



Theater Tiefrot präsentiert:
"Fräulein Julie" 
von August Strindberg

PREMIERE DEZEMBER 2024
um 20:00 Uhr

Regie: Volker Lippmann

Mit:
Esin Eraydin, Tamara Burduli, 
Zaza Doksanovi

Mittsommernacht auf einem schwedischen Landgut. Die junge Grafentochter Julie lässt sich mit dem Hausbediensteten Jean ein. Ungehemmt flirtet sie mit ihm, provoziert und beschimpft ihn, wird zudringlich -- bis der zögernde Jean nachgibt. 
Ein raffiniertes Spiel um Liebe und Macht beginnt – und im Licht des neuen Morgens sind die Rollen vertauscht: Jean ist Herr der Lage, Julie die Gefallene und Gedemütigte. Damit nimmt das Verhängnis seinen Lauf …

Intensiv und provokativ, beleuchtet Fräulein Julie nicht nur die destruktive Kraft sozialer Normen, sondern auch die Zerbrechlichkeit persönlicher Identität und die Komplexität menschlicher Beziehungen.

Volker Lippmann spielt wieder
"Der Kontrabaß"
von Patrick Süskind

Regie: Hansgünther Heyme
28.12. und 31.12.2024
um 20:00 Uhr



Das Stück spielt Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts. 

Der inhaltliche Verlauf lässt sich in drei Sinnabschnitte gliedern:
1. Der Selbstbetrug durch das übermäßige Loben des Kontrabasses.
2. Der Seelenstriptease des Kontrabassisten im Zusammenhang mit seinem Alkoholkonsum.
3. Die Pseudo-Lösung durch den Schrei mit dem offenen Schluss.
Im Zentrum aller drei Teile steht die Vereinsamung eines mittelmäßigen Musikers. Dieser versucht vergeblich seiner Lebenssituation zu entfliehen. Fluchtgedanken und Änderungswünsche stellen sich aber als nicht realisierbar dar. Der Kontrabassist ist viel zu sehr an sein Dasein angepasst, als dass er es schaffen könnte, sein Leben positiv zu verändern.
Eine Hass-Liebe bindet ihn an sein Instrument. Dieses ambivalente Verhältnis verdeutlicht einerseits sein gesellschaftlich angepasstes Leben und andererseits seine tiefe Trauer und Wut darüber.
Hinzu kommt noch die heimliche und unerwiderte Liebe zur Sopranistin Sarah. Diese Liebe macht den Musiker noch schwermütiger und verursacht den Hass auf sein Instrument, welches eine Teilschuld an seiner unerfüllten Liebe haben soll.
Er selbst sieht sich als verkanntes Genie und versucht in diesem Monolog, sein tatsächliches Leben zu rechtfertigen.

"ROSE"
von Martin Sherman

Deutsch von Inka M. Paul

Nominiert  für den Kölner Theaterpreis 2024 
18., 19. Oktober 2024
jeweils 20:00 Uhr
2025 Termine werden bald bekanntgegeben


"ROSE" von Martin Sherman ist das Stück der Stunde, obwohl es im Jahr 1999 spielt. 

Rose, eine 80jährige Jüdin, sitzt in ihrer Wohnung in Miami Shiv’a, die traditionelle jüdische Totenwache für nahe Angehörige. 

Wir erfahren zunächst nicht, um wen es sich bei der Verstorbenen handelt. Sie ist allein, aber die Geister ihrer Lebensgeschichte sind anwesend. Rose erzählt, dramatisch und mit feinem Humor, vom jiddischen Schtetl, vom Warschauer Ghetto, vom Verlust geliebter Menschen, von ihrer Fahrt auf der „Exodus“ nach Palästina und von ihrem Neuanfang in den USA. Und davon, wie ihre Kinder und Enkel sich in Israel an den verworrenen Fronten des Nahost-Konflikts positionieren müssen. 
Und schließlich auch, für wen sie Shiv’a sitzt. 


Regie:Roland Hüve

Schauspiel: Lena Sabine Berg
Produktion und Dramaturgie:
Andrea Faschina
 

Kölner Stadt Anzeiger Kritik /Thomas Dahl
11.03.2024
Ein brüchig wirkendes Bänkchen, darunter eine Wasserkaraffe, ein Glas und eine bunt dekorierte Keksdose. Dazu ein wenig Licht. Mehr braucht es nicht an Requisiten für das Kammerspiel „Rose“ aus der Feder des US-amerikanischen Dramatikers Martin Sherman. Das stille Szenario wird lediglich von einer Person ergänzt – Rose (Lena Sabine Berg), die den Raum jedoch für zahlreiche Figuren aus der Vergangenheit öffnet.

 

Es ist das Jahr 1999. Der Schauplatz: Eine Wohnung in Miami, Florida. Die 80-jährige Jüdin Rose hält die traditionelle Totenwache „Shiv`a“ für Angehörige. Um wen es sich dabei handelt, erfahren die Zuschauer erst am Schluss des Stücks, das unter der Regie von Roland Hüve als fordernde moralische Abhandlung adaptiert wurde. Die Protagonistin erzählt in den kommenden 90 Minuten aus ihrem Leben, das von Flucht, Gefangenschaft, Massen-Mord, Hoffnung, Neuanfängen und Vorurteilen geprägt wurde. Dabei übernimmt aber nicht der Schmerz die Hauptrolle. Viele Anekdoten verführen zum Lächeln, Wundern, zur Dankbarkeit für wertvolle Momente mit geliebten Wegbegleitern.

 

Rose überlebte das Warschauer Ghetto und emigrierte nach Palästina

 

Dass die Trauer dennoch präsent bleibt, ist der Historie von Unmenschlichkeit geschuldet. Antisemitismus, Rassismus, Neid, Korruption und Kriege prägen schließlich immer noch die Gegenwart. Der Bezug zur militärischen Auseinandersetzung zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas ist dabei unvermeidbar. Doch „Rose“ vermeidet die Anklage. Die Zeitzeugin gibt mit brüchiger, dann wieder selbstbewusster Stimme ihre Geschichten von der Fahrt mit dem Schiff „Exodus“ nach Palästina wieder, ein Land, in dem die Neuankömmlinge unerwünscht waren.

 

Sie blickt dabei mit logischer Abgeklärtheit auf die Entfremdung zwischen orthodoxen, israelischen Juden und den am Wirtschaftsaufschwung teilhabenden Auswanderern in den USA. Ein Urteil überlässt Rose den Zuhörern. „Gott ist im Ghetto gestorben“, verweist die alte Dame auf ihre  Erlebnisse im Warschauer Ghetto im Frühjahr 1943 und stellt den Stellenwert von Religionen sowie deren scheinbar legitimistischen Handlungen gegenüber Andersdenkenden in Frage.

 

Aktrice Lena Sabine Berg changiert in der dichtgewobenen Story im Minutentakt von der trauernden Hinterbliebenen zur Träumerin, euphorisierten Tänzerin bis hin zur nüchternen Betrachterin eines täglich neu geschriebenen Dramas „Leben“, das die Teilhabenden mit reichlich Ballast aus dem Theater entlässt. Dieser ist nicht leicht zu balancieren, wiegt er doch in Unsicherheit und erinnert an die tägliche Verantwortung zur Auseinandersetzung mit der Idee des Humanismus. Auch Rose wird über einer Antwort auf universale Fragen ins Stocken geraten. Über wie viele Grenzen reicht Nächstenliebe?

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